 |
… ein hässlicher Stuhl reinkarniert zu einem Schmuckstück |
Vor
Jahren - als ich meine erste eigene Wohnung bezog - habe ich diese
unattraktiven Stühle sozusagen als Übergangslösung übernommen.
Von Anfang an fand ich sie ziemlich hässlich, doch da die gesamte
Einrichtung ein Stückwerk war, fielen sie nicht weiter ins Gewicht.
Ein
paar Jahre später habe ich sie unter bodenlangen Hussen versteckt,
und das war dann auch gut so.
Man
muss dazu sagen, dass diese Stühle durchaus mit einer gewissen
inneren Schönheit gesegnet sind, denn sie sind qualitativ wirklich
hochwertig. Die Sitzflächen sind gut gefedert und keinesfalls
durchgesessen.
Nun
waren nach einiger Zeit auch die Hussen in die Jahre gekommen, und
ich wollte sie durch neue - hübsche - ersetzen.
Dann
aber gefiel mir die Idee, die Stühle so zu verschönern, dass sie
sich auch unverhüllt zeigen können.
Und
wie ich das gemacht habe, möchte ich hier kurz beschreiben.
Ich
habe als erstes das Kissen aus dem Stuhl gelöst. In meinem Fall war
das ziemlich einfach, denn es ist nur eingeklemmt. Dann reicht es
normalerweise aus, den Stuhl umzudrehen und das Kissen
herauszuklopfen.
Bei
manchen Stühlen sind die Kissen verschraubt. Dann müssen natürlich
die Schrauben vorsichtig gelöst werden. In den meisten Fällen ist
dies aber auch kein größeres Problem.
Ich
streiche am liebsten mit Kreidefarbe, so dass sich ein Abschleifen
erübrigt und sich das Vorbehandeln auf ein gründliches Reinigen
reduzieren lässt.
Ich
habe also das Stuhlgestell nun gründlich feucht gereinigt und gut
trocknen lassen.
Danach
erfolgt der Anstrich.
Wie
eben erwähnt wurde der Stuhl nicht vorbehandelt, das heißt, ich
streiche auf alte Lackschichten. Um hierbei eine gute Deckung zu
erreichen sind daher mehrere Farbanstriche notwendig. Im Falle dieser
Stühle waren es drei bis vier.
Man
kann natürlich auch erst den ganzen Stuhl abschleifen. Dann kommt
man vermutlich mit zwei Farbaufträgen aus.
Ich
mag es aber lieber so …
Wichtig
ist jedoch, dass diese alten Lackschichten noch fest mit dem Holz
verbunden sind. Blättert der alte Lack, blättert natürlich auch
die Kreidefarbe - aber auch das kann natürlich "shabby"
aussehen ;)
Ich
habe also den gesamten Stuhl gestrichen, trocknen lassen und wieder
gestrichen, und das so lange, bis mir die Deckkraft gut gefiel.
Um
den Used- oder Shabbylook zu erzielen, habe ich ihn noch einmal
richtig durch trocknen lassen (ca. 2 Tage) und habe dann die Stellen,
die man üblicherweise häufiger anfassen oder anstoßen würde, mit
Schleifpapier bearbeitet.
Da
der Stuhl vorher dunkel war, kam dadurch die dunkle Farbe wieder
durch, ein Effekt, der mir ganz besonders gut gefällt.
Ich
persönlich bin mit diesen „Nutzspuren“ recht zaghaft, den ich
finde, weniger ist hier mehr. Aber das ist natürlich Geschmacksache.
Es
gibt viele Möglichkeiten, den Effekt deutlich älter zu machen.
Krakelierlack an der einen oder anderen Stelle zum Beispiel erzeugt
feine Risse in der obersten Farbschicht. Auch der Einsatz von
Stahlbürsten trägt stark zur optischen Alterung bei. Hier
entscheidet einzig und allein der persönliche Geschmack.
Wenn
das Gestell also nun genug Farbe bekommen und wieder gelassen hat,
kann man das gesamt Holz noch einmal mit farblosem Holz- bzw.
Möbelwachs einreiben und überschüssigen Wachs am nächsten Tag
wieder abnehmen (das richtige Polieren habe ich mir übrigens
abgewöhnt, da es sonst für meinen Geschmack zu sehr glänzt).
Wachs
schützt die Farbschichten und macht den Stuhl feucht abwischbar. Ab
und an darf das Aufbringen von Möbelwachs durchaus wiederholt
werden.
Nachdem
das Gestell nun schon ganz hoffnungsvoll aussieht, ist es Zeit für
das Kissen.
Ich
habe lange überlegt, ob ich den unteren Bezug entfernen soll. Aber
ich wollte ja meine Stühle nicht entkernen sondern eher etwas
Kosmetik betreiben. Also habe ich mich für den einfacheren Weg
entschieden, und die Sitzfläche so, wie sie ist neu
überzogen.
Empfehlenswert
sind etwas leidensfähige Stoffe, kräftiger und auch für
Möbelarbeiten geeignet. Man findet sie ganz gut auf den
Stoffmärkten, die in einigen Städten regelmäßig als „Holländische
Stoffmärkte“ angeboten werden. Dort gibt es extra Stände, die
Leinengewebe und Kunstfasern für „Homedekoration“ anbieten.
Die
Maße habe ich durch Auflegen des Kissens ermittelt.
Natürlich
kann man es auch ausmessen, eine Papierschablone erstellen, die
Ränder des Stoffes mit der Overlock umnähen … Ich gestehe, ich
habe das nicht getan.
Also
… Sitzkissen auf den Stoff legen, genügend Rand zum umschlagen
einplanen und zuschneiden.
Dann
habe ich begonnen, den neuen Stoff mit dem Elektrotacker auf den
Rahmen des Sitzkissens zu tackern.
Dabei
unbedingt immer die gegenüberliegenden Seiten bearbeiten und den
Stoff gut stramm ziehen.
Also
auf Seite A mittig tackern … stramm ziehen und auf der
gegenüberliegenden Seite B mittig tackern. Rechts und links von A …
rechts und links von B … nicht zu nah an die Ecken … und das
Ganze mit C und D wiederholen.
Zum
Schluss die Ecken so einfassen, dass sich ein harmonisch Faltenbild
ergibt.
Den
überschüssigen Stoff innerhalb des Rahmens zurückschneiden.
Dann
kann das Kissen in das Stuhlgestell eingesetzt werden … und en
voilà … ein reinkarnierter Stuhl …