Freitag, 26. August 2016

Neues Holz sieht ganz schön alt aus … oder ... da ist es, mein Shabby Schlafzimmerregal!


Natürlich sieht es auch in Küche, Bad und Wohnzimmer herzallerliebst aus … aber ich habe es für mein Schlafzimmer gemacht.



Ich habe es selber geplant und entworfen. Und was man dafür braucht, und wie ich es gebaut habe, vor allem aber, wie man es verhältnismäßig einfach nachbauen kann, das habe ich im neuen TWERCS-Magazin (Magazin 5-2016) genau beschrieben.
Hier möchte ich nun beschreiben, wie ich das Holz gealtert habe
Eins vorweg …
es gibt unzählige Varianten, wie altes Holz aussehen kann, und noch viel mehr Möglichkeiten, den Zahn der Zeit willentlich umzusetzen.
Ich experimentiere viel, und es ergeben sich immer mal neue Ideen oder ich finde eher zufällig einen weiteren Effekt, der fortan mein Repertoire bereichert.
Deshalb gebe ich keine feste Anleitung, sondern beschreibe einfach den Weg, den ich für das im Regal verwendete Holz genutzt habe.
Dann kann sich jeder überlegen … möchte ich es genau so? Oder nehme ich es als Idee und probiere selber ein bisschen …
Es wäre toll, wenn jeder für sich ausprobiert, wie man es vielleicht noch optimieren oder abwandeln kann.
Aber nun zur Beschreibung
Ich habe Holzreste verwendet, also waren es Holzbretter auch unterschiedlichem Holz. Für meinen Zweck spielte dies keine Rolle.
Auch habe ich mich gefreut, dass ich an dem ein oder anderen Brett ein paar Macken und das ein oder andere Astloch gefunden habe … alles charaktervoll … J
Vorbereitend habe ich eine Essigbeize verwendet, die einem eine Menge guten Willen abverlangt, denn sie stinkt schon ziemlich. Diese Beize ist aber aus meiner Sicht eine tolle Grundlage. Sie braucht idealerweise 2 bis 3 Tage (mindestens aber 24 Stunden), solle also rechtzeitig angesetzt werden.
Was ihr für die Essigbeize braucht …
  • Topfschwämme aus dünnem Metall …(ihr wisst schon, diese schrubbigen Dinger, die immer so fiese Geräusche machen, wenn man damit den Topfboden schrubbt) … hier darf es auch gerne ein ausgedienter sein … sauber sollte er aber sein
  • Essig …wirklich ganz preiswerten einfachen Essig … nichts Dolles, nichts Besonderes und auch keine Essigessenz
  • Kaffeesatz oder den Inhalt aus Kaffeepads … auch gerne schon aufgebrüht (also Kaffeeprött … wie wir es nennen …)
Das alles zusammen in ein Schraubglas geben, gut schütteln und warten.
Wenn es dann losgehen soll, benötigt ihr noch eine große Tasse Schwarztee … richtig stark und lange gezogen.
Und dann geht es los …
Die Bretter (oder was auch immer ihr behandeln wollt) großzügig mit den schwarzen Tee einpinseln.
Wenn der Tee trocknet, fühlt sich das Holz etwas rauer an … genau das ist der gewünschte Effekt.
Ich unterziehe immer alle notwendigen Teile der jeweiligen Prozedur. Das spart Zeit und oft ist das erste Teil direkt für die nächste Runde bereit …
Nun werden die Teile ebenfalls recht großzügig mit der Essigbeize bestrichen.
Am Anfang sieht man nicht viel … aber beim Trocknen ist der erste Effekt sichtbar. Das Holz bekommt einen grau-braunen Schleier und wirkt irgendwie angeranzt. Gut so!
Diesen Vorgang gerne noch zwei oder drei Mal wiederholen. Nach dem letzten Durchgang gut (am besten über Nacht) trocknen lassen.
Nußbaumbeize ist mein Favorit
Leider ist das Ergebnis der Selfmade-Beize nicht so dunkel, dass es mir alleine ausreicht. Deshalb habe ich für den nächsten Schritt auf ein kommerzielles Produkt zurück gegriffen. Ich persönlich bevorzuge die Farbe „Nußbaum“ (oder sogar „Nußbaum dunkel“), weil sie mein Holz so herrlich dunkel und rustikal wirken lässt.
Ich habe also alles Bretter und Konsolen nun recht sparsam aber satt mit der Nußbaumbeize angestrichen.


Natürlich könnt ihr Tee und Essigbeize weglassen und direkt mit der Nußbaumbeize streichen. Ich habe aber festgestellt, dass das Holz dann „angemalter“ aussieht. Deshalb mach ich mir tatsächlich die Mühe, immer mit der Stinkerlösung zu beginnen …
Hier übrigens der Vergleich … von links … Brett „roh“ … mit Essigbeize … mit Nußbaumbeize
Kiefer oder Fichte
Douglasie
                   





Die nun dunkelbraunen Bretter sahen so klasse aus, dass ich fast versucht war, sie einfach so zu lassen. Sie waren nicht einfach dunkel, sondern hatten schon das Aussehen von altem, dunklen Holz.
Das ist also auch eine Möglichkeit … falls jemand zum Beispiel den Kolonialstil liebt … oder wenn es bei auch trotz Shabby auch das ein oder andere dunkle Holzmöbel gibt.
Ich entschied mich für altes weiß …
Nachdem die Beize nun mindestens 6 Stunden (besser über Nacht) getrocknet ist, nahm ich die Kerze zur Hand und rieb an den Kanten und Ecken entlang. Nicht überall sondern eher sporadisch. Auch an dem ein oder anderen Astloch habe ich etwas Kerzenwachs aufgerieben.
Das sorgt dafür, dass sich später der weiße Lack einfach wieder abrubbeln lässt, die dunkle Beize aber am Holz verbleibt.
Dann endlich kommt der weiße Acryllack zum Einsatz. Die Bretter (oder was auch immer) werden großzügig und unterschiedlich dick damit eingestrichen. Am besten aber in Holzrichtung streichen …
Wenn der Lack angetrocknet aber noch nicht ganz trocken ist, habe ich mit dem Quast kräftig über die Kanten, die Astlöcher und ein paar andere Stellen gerieben. An noch ziemlich feuchten Stellen kann auch schon mal ein Lappen zum Einsatz.
Wenn das Holz dann schon ganz gut abgeranzt aussieht, darf es richtig trocknen.
Anschließend habe ich etwas beige abgetönten Lack temporär auf ein paar Stellen aufgetragen und diesen ebenfalls fast trocken etwas mit dem Quast aufgemischt.


Wenn alles richtig durchgetrocknet ist, kommt der kleine Schleifblock zum Einsatz.
Ich habe die Kanten und einige Stellen auf dem Brett so lange angeschliffen, bis das dunkle Holz wieder zum Vorschein kam.
Wenn das Brett ein tolles Kunstwerk aus weiß, beige abgeranzt und dunkel ist, wird es entstaubt und an einigen Stellen (idealerweise die dunklen auf dem Brett) mit Krakelierlack bestrichen.

Nun muss es wieder trocknen.
Zum Schluss kommt noch ein Anstrich weißer Acryllack über die Stellen mit dem Krackelierlack.
Man wird angeleitet, nur einmal und in die gleiche Richtung darüber zu streichen. Das ist wichtig für die Rissbildung. Wenn man es aber an der ein oder anderen Stelle mal ein bisschen ignoriert, entsteht ein interessanter „Abblätter-Effekt“.
Gerade in Sachen Krakelierlack kann ich nur dringend raten, einfach ein bisschen zu experimentieren.
Dann sollte das Brett (oder was auch immer …) in etwa so aussehen.

Nun muss es richtig gut trocknen und kann dann wie gewünscht verbaut werden.
Ich wünsche viel Spaß!
In eigener Sache …
Wenn euch meine Seite und die Anleitungen gefallen, dann würde ich mich sehr freuen, wenn ihr meiner Seite folgt. Es kommen sicher noch mehr schöne Idee … 
Einkaufszettel:

Tee
Kaffeeprött
Topfschwamm aus Metall
Essig
Beize (zum Beispiel „Nußbaum“)
alte weiße Kerze
Acryllack weiß
etwas Abtönfarbe in beige
Krakelierlack
ein paar alte Gurkengläser, Pinsel, Schleifpapier und einen ganz dicken harten Pinsel oder Quast, alte Lappen


3 Kommentare:

  1. Hübsch ist das Regal geworden..........herzliche Grüße läßt Antje da

    AntwortenLöschen
  2. Hallo liebe Heidrun,
    ähm ja ich bin natürlich wieder mal verspätet, aber ich bin hier ;)))
    Wow, das Regal sieht echt klasse aus und Du hast den Prozess vom nackten Brett zum Shabby-Regal ganz wunderbar und verständlich rüber gebracht! Auch die Tipps mit deiner Spezialtinktur sind klasse, denn so kann man sich doch direkt entscheiden ob man die Alterung nach deiner Form oder direkt mit Beize vor nimmt. Deine Erfahrungswerte hierfür sind auf jeden Fall sichere Anhaltspunkte ob man es richtig gemacht hat. Die Farbgestaltung ist auf jeden Fall Geschmackssache und natürlich spielt auch das - Wohin kommt das Regal - eine große Rolle.
    Ich finde es toll, das Du dass hier mit uns teilst und kann es immer noch nicht verstehen das ich bis jetzt deine einzige Leserin bin!!
    Habe gerade deinen aktuellen Post über deine PC-Probleme gelesen, leider bin ich in diesem Punkt keine Hilfe für Dich. Denn auch ich bin meist auf Hilfe angewiesen was diesen Bereich betrifft. Bewundere aber all Diejenigen, die hier den totalen Überblick haben.
    Bezieht sich dein Problem auch auf den Blog, das sich die Leserinnen hier nicht eintragen können? Also bei Google angemeldet zu sein, ist doch der größte Teil der Bloggerinnen. Das kann doch nicht das eigentliche Problem sein oder?
    Ich drück Dir die Daumen das Du die benötigte Hilfe bekommst und sich das Problem quasi in Luft auflöst ;)))

    Dir noch eine schöne Woche und ganz liebe Grüße
    Marlies

    AntwortenLöschen