Dienstag, 22. März 2016

Wer hätte gedacht, dass er so schön sein kann …


… ein hässlicher Stuhl reinkarniert
zu einem Schmuckstück






Vor Jahren - als ich meine erste eigene Wohnung bezog - habe ich diese unattraktiven Stühle sozusagen als Übergangslösung übernommen. Von Anfang an fand ich sie ziemlich hässlich, doch da die gesamte Einrichtung ein Stückwerk war, fielen sie nicht weiter ins Gewicht.

Ein paar Jahre später habe ich sie unter bodenlangen Hussen versteckt, und das war dann auch gut so.
Man muss dazu sagen, dass diese Stühle durchaus mit einer gewissen inneren Schönheit gesegnet sind, denn sie sind qualitativ wirklich hochwertig. Die Sitzflächen sind gut gefedert und keinesfalls durchgesessen.
Nun waren nach einiger Zeit auch die Hussen in die Jahre gekommen, und ich wollte sie durch neue - hübsche - ersetzen.
Dann aber gefiel mir die Idee, die Stühle so zu verschönern, dass sie sich auch unverhüllt zeigen können.

Und wie ich das gemacht habe, möchte ich hier kurz beschreiben.
Ich habe als erstes das Kissen aus dem Stuhl gelöst. In meinem Fall war das ziemlich einfach, denn es ist nur eingeklemmt. Dann reicht es normalerweise aus, den Stuhl umzudrehen und das Kissen herauszuklopfen.
Bei manchen Stühlen sind die Kissen verschraubt. Dann müssen natürlich die Schrauben vorsichtig gelöst werden. In den meisten Fällen ist dies aber auch kein größeres Problem.

Ich streiche am liebsten mit Kreidefarbe, so dass sich ein Abschleifen erübrigt und sich das Vorbehandeln auf ein gründliches Reinigen reduzieren lässt.

Ich habe also das Stuhlgestell nun gründlich feucht gereinigt und gut trocknen lassen.

Danach erfolgt der Anstrich.
Wie eben erwähnt wurde der Stuhl nicht vorbehandelt, das heißt, ich streiche auf alte Lackschichten. Um hierbei eine gute Deckung zu erreichen sind daher mehrere Farbanstriche notwendig. Im Falle dieser Stühle waren es drei bis vier.
Man kann natürlich auch erst den ganzen Stuhl abschleifen. Dann kommt man vermutlich mit zwei Farbaufträgen aus.
Ich mag es aber lieber so …
Wichtig ist jedoch, dass diese alten Lackschichten noch fest mit dem Holz verbunden sind. Blättert der alte Lack, blättert natürlich auch die Kreidefarbe - aber auch das kann natürlich "shabby" aussehen ;)

Ich habe also den gesamten Stuhl gestrichen, trocknen lassen und wieder gestrichen, und das so lange, bis mir die Deckkraft gut gefiel.

Um den Used- oder Shabbylook zu erzielen, habe ich ihn noch einmal richtig durch trocknen lassen (ca. 2 Tage) und habe dann die Stellen, die man üblicherweise häufiger anfassen oder anstoßen würde, mit Schleifpapier bearbeitet.
Da der Stuhl vorher dunkel war, kam dadurch die dunkle Farbe wieder durch, ein Effekt, der mir ganz besonders gut gefällt.
Ich persönlich bin mit diesen „Nutzspuren“ recht zaghaft, den ich finde, weniger ist hier mehr. Aber das ist natürlich Geschmacksache.

Es gibt viele Möglichkeiten, den Effekt deutlich älter zu machen. Krakelierlack an der einen oder anderen Stelle zum Beispiel erzeugt feine Risse in der obersten Farbschicht. Auch der Einsatz von Stahlbürsten trägt stark zur optischen Alterung bei. Hier entscheidet einzig und allein der persönliche Geschmack.

Wenn das Gestell also nun genug Farbe bekommen und wieder gelassen hat, kann man das gesamt Holz noch einmal mit farblosem Holz- bzw. Möbelwachs einreiben und überschüssigen Wachs am nächsten Tag wieder abnehmen (das richtige Polieren habe ich mir übrigens abgewöhnt, da es sonst für meinen Geschmack zu sehr glänzt).
Wachs schützt die Farbschichten und macht den Stuhl feucht abwischbar. Ab und an darf das Aufbringen von Möbelwachs durchaus wiederholt werden.

Nachdem das Gestell nun schon ganz hoffnungsvoll aussieht, ist es Zeit für das Kissen.
Ich habe lange überlegt, ob ich den unteren Bezug entfernen soll. Aber ich wollte ja meine Stühle nicht entkernen sondern eher etwas Kosmetik betreiben. Also habe ich mich für den einfacheren Weg entschieden, und die Sitzfläche so,  wie sie ist neu überzogen.

Empfehlenswert sind etwas leidensfähige Stoffe, kräftiger und auch für Möbelarbeiten geeignet. Man findet sie ganz gut auf den Stoffmärkten, die in einigen Städten regelmäßig als „Holländische Stoffmärkte“ angeboten werden. Dort gibt es extra Stände, die Leinengewebe und Kunstfasern für „Homedekoration“ anbieten.

Die Maße habe ich durch Auflegen des Kissens ermittelt.
Natürlich kann man es auch ausmessen, eine Papierschablone erstellen, die Ränder des Stoffes mit der Overlock umnähen … Ich gestehe, ich habe das nicht getan.

Also … Sitzkissen auf den Stoff legen, genügend Rand zum umschlagen einplanen und zuschneiden.

Dann habe ich begonnen, den neuen Stoff mit dem Elektrotacker auf den Rahmen des Sitzkissens zu tackern.
Dabei unbedingt immer die gegenüberliegenden Seiten bearbeiten und den Stoff gut stramm ziehen.
Also auf Seite A mittig tackern … stramm ziehen und auf der gegenüberliegenden Seite B mittig tackern. Rechts und links von A … rechts und links von B … nicht zu nah an die Ecken … und das Ganze mit C und D wiederholen.
Zum Schluss die Ecken so einfassen, dass sich ein harmonisch Faltenbild ergibt.
Den überschüssigen Stoff innerhalb des Rahmens zurückschneiden.

Dann kann das Kissen in das Stuhlgestell eingesetzt werden … und en voilà … ein reinkarnierter Stuhl …






Übrigens, eine Nummer größer war das Projekt mit dem Küffenbuffet  ... guckt doch mal hier http://heimatweiss.blogspot.de/2016/03/das-hassliche-entlein-und-der-schwan.html

2 Kommentare:

  1. Guten Morgen! Ich bin eben durch Zufall auf Deinen Blog gestoßen und hab dann gleich mal reingeschaut! ;)
    Der Stuhl ist wirklich richtig schön geworden, da hat sich die Mühe gelohnt! Vielen Dank auch für die ausführliche Erklärung, da ich nicht so der Streich-Profi bin, ist das für mich sehr hilfreich.
    Liebe Grüße und einen schönen Ostemontag, Monika

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Monika,
    herzlichen Dank für deinen lieben Kommentar.
    Mein Blog ist ja noch recht neu :) und ich werde bestimmt noch das ein oder andere Projekt hier beschreiben. Deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn du ab und an mal vorbei schauen magst :)
    Auch Dir noch einen schönen Feiertag und lieben Gruß,
    Heidrun

    AntwortenLöschen